Das war mehr als irgendein Spiel! Das war der Sieg der Kompetenz über die
Gerissenheit! Es wird als Beispiel für Generationen von Kindern dienen, die
verstanden haben, dass man sich im Leben aufreiben, trainieren, studieren muss,
wenn man gewinnen will. Man muss mit dieser gerissenen Art und Weise des
Brasilianers Schluss machen, der die Spiele herumwatschelnd siegt, ohne
Schweiss zu vergissen sein Geld verdient, und Präsident wird, ohne studiert zu
haben. Das grosse Vermächtnis dieser WM ist ihr beispielhafter Charakter für
zukünftige Generationen. Eine Nation wird durch ein ehrliches, arbeitsames Volk
aufgebaut, und nicht von einer Bevölkerung, die von der Regierung zu Parasiten
gemacht werden, weil sie die Nahrung fertig in den Mund gibt anstatt zu lehren,
dass man sich anstrengen muss, um sie zu bekommen.
Deutschland gewinnt meisterhaft und verdient! Das
sei uns eine Lektion! Das „geliebte Vaterland Brasilien“ muss jeden Tag geliebt
werden – durch unsere Arbeit, unser Studium, unsere Ehrlichkeit! Das Vaterland
bei einem Fussballspiel zu lieben und am anderen Tag dasselbeLand durch
irgendeine Art von Korruption zu schädigen: die Warteschlange durchbrechen,
Steuern hinterziehen, töten, stehlen! Ist das Vaterlandsliebe? Es reicht! Brasilien
hat die Nase voll, immer wieder von seinem eigenem Volk betrogen zu werden. Die
WM sei uns eine Lehre, damit wir uns für dein Aufbau eines besseren Landes
einsetzen. Wir müssen unsere Kinder zu einer Generation erziehen, die „Schande
empfindet“. Wir müssen eine wahre Nation aufbauen, die sich ihres Volkes rühmt,
und nicht nur ihres Fussballs! Danke, Deutschland, dass du gekommen bist, um
meinem Land deine Würde zu zeigen. Mögen wir von dir lernen.
Die Magie der WM hatte unsere Augen gefüllt. Angesichts des Besitzes von
fünf Sternen und der Aussicht auf den sechsten, der in Kürze kommen könnte, hatten
wir uns daran gewöhnt, uns selbst zu feiern. Für eine gewisse Zeit hatten wir
einen Teil unserer Probleme vergessen. Es ist übrigens keine Sünde sondern ganz
normal, ein wenig vor der Wirklichkeit zu fliehen, vor allem dann, wenn sie zu
hart ist. Fussball, Karneval und Strand – die Kombination ist wie ein Ventil,
das dieselbe Wirkung wie das Radiergummi hat, welches im Nu schlechte
Erinnerungen ausradiert und vor allem diesen kalten und trockenen Realismus,
der von vielen so gern propagiert wird und der gefüllt ist mit Kritik an den Ungerechtigkeiten
und der öffentlichen Politik.
Es war also alles so ruhig, so süss wie ein Lutscher in der Hand eines
Kindes, das an einem Sonntag Nachmittag im Park spazierengeht. Der Frustration des
verlorenen Traumes, Deutschland besiegen zu können, scheint wie eine Tracht
Prügel (das deutsche Team riss dem Kind den Lutscher aus der Hand) und reicht
aus, die Brasilianer aus ihrem lethargischen Traum aufzuwachen.
Und so sind sie wieder da und beschweren sich wie die Heulsusen. Ja, das
Märchen ist aus und die öde Realität ist zurückgekommen, um zu stören. Die
alten Rufe nach mehr Gesundheit, mehr Sicherheit und mehr Bildung anstatt
Stadien sind wieder da. Der Philosoph Kant – und er war ein Deutscher – behauptete
vielleicht zu recht, dass es zwecklos sei, im chronologischen Alter
voranzuschreiten, wenn wir nicht die „Aufklärung“ erreichen und von der Minder-
zur Volljährigkeit wechseln. Mit Ausnahme unserer nationalen Symbole, lassen
wir also den Pessimismus hinter uns und blicken wir nach vorne, indem wir
arbeiten und uns für den Aufbau eines bessere Brasiliens einsetzen.
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